Ovaler Salontisch

Jean-Joseph Chapuis (1765 – 1864 Brüssel)

Brüssel, um 1800

Mahagoni massiv; Mahagoni- und Ebenholzfurnier, Messingeinlagen und Marmor.

Höhe: 72 cm
Breite: 53 cm
Tiefe: 39 cm  Inv. Nr.: 2004

Vier c-förmige, spannungsvoll geschwungene Beine sind im unteren Drittel durch ein Plateau verbunden; sie tragen den ovalen Tischkasten mit eingelassener Marmorplatte und integrierter Schublade. Die Innenseiten der weit ausschwingenden, schlanken Vierkantbeine sind mit Ebenholz furniert. Feine Messingbänder kontrastieren mit Ebenholz und betonen die Horizontalen; Messingsterne, eingelegt in Ebenholz, akzentuieren die Ansatzstellen der Beine. Schublade mit zweifachem Schlagstempel „CHAPUIS“.

Der belgische Kunsttischler Jean-Joseph Chapuis ist in unserer Zeit, völlig zu Unrecht, weithin in Vergessenheit geraten; Chapuis (1765 – 1864, Brüssel) erlernte das Ebenistenhandwerk in Paris und erlangte hier die Zulassung als Meister.

Das zierliche Arbeitstischchen besticht durch seine klaren Grundformen und die herausragende Qualität in der Verarbeitung des edlen Mahagonis. Mit spielerischer Leichtigkeit und Meisterschaft folgt Chapuis dem Ideal der ‚simplicité’ des Klassizismus und schafft ein Kunstwerk von zurückhaltender Eleganz, das in seiner Funktionalität bereits an die Moderne denken läßt. Die Kühnheit der Architektur des Guéridons folgt typologisch Antikenfunden des 18. Jahrhunderts aus Pompeji und Herculaneum, die in dieser Form bis dahin nur in Bronze oder Stahl realisiert werden konnten.

Mit dem Entwurf dieses Guéridons und der ambitionierten Umsetzung der langgezogenen Bogenform in Massivholz, bei größtmöglicher Feingliedrigkeit der Tischbeine, begibt sich Chapuis in den Grenzbereich der Statik. Die Bandbreite der ästhetischen Möglichkeiten gebogener Hölzer wird für ihn zur Herausforderung; was folgt, ist ein Entwicklungsschritt von epochaler Bedeutung: Chapuis ist einer der ersten Kunsttischler, der die Schichtverleimung erfolgreich anwendet. Diese innovative Technik inspiriert ihn zu völlig neuen Formen und bereits 1805 gelingt Chapuis die Realisation seines extravaganten Stuhlentwurfs (Inv. Nr. 1996) mit der unvergleichlichen Eleganz der Kurvaturen, und, aus heutiger Sicht, die Erschaffung einer einzigartigen Design-Ikone der Möbelkunst.

Bitte beachten Sie, dass wir unter der Inv. Nr. 1992 ein Gegenstück anbieten, mit nur geringen Unterschieden in Dekor und Abmessungen; beide Guéridons bilden nahezu ein Paar.