Armlehnstuhl

Jean-Joseph Chapuis (1765 – 1864 Brüssel)

Brüssel, um 1805

Holz, schichtverleimt, massiv, gefasst und vergoldet, originales Rohrgeflecht, Bronzefüße in Blattform.

Höhe: 89 cm
Breite: 55 cm
Tiefe: 55 cm Inv. Nr.: 1996

Der belgische Kunsttischler Jean-Joseph Chapuis ist in unserer Zeit weithin in Vergessenheit geraten; er wurde 1765 in Brüssel geboren, erhielt seine Ausbildung zum Ebenisten in Paris und erwarb auch hier seinen Meistertitel.

Chapuis hat als einer der ersten Ebenisten die Schichtverleimung entwickelt. Unter Anwendung dieser innovativen Technik gelang ihm mit seinem Stuhlentwurf von 1805 eine Meisterleistung, und, aus heutiger Sicht, der Entwurf einer Design-Ikone.

Nur das Prinzip des Biegens von vier bis fünf verleimten Holzschichten ermöglichte es, die Leichtigkeit der in Pompeji ausgegrabenen römischen Bronzestühle zu zitieren und damit auch die statischen Voraussetzungen für ein Sitzmöbel mit dieser unvergleichlichen Eleganz seiner Kurvaturen zu schaffen.

Von diesem in Form und Technik revolutionären Stuhl existieren nur wenige Beispiele; sie befinden sich in so berühmten Sammlungen wie der Pinakothek der Moderne in München, dem Vitra Design Museum in Weil am Rhein und dem Victoria & Albert Museum in London. Identische Armlehnstühle mit weißer Fassung lieferte Chapuis für die von Napoléon I. in Auftrag gegebene Empire-Einrichtung des königlichen Chateau de Laeken bei Brüssel.

Michael Thonet experimentierte ab den 1830er Jahren mit dieser genialen Idee, Möbel aus gebogenem Holz herzustellen und entwickelt das Verfahren bis zur industriellen Produktion von Bugholzmöbeln.