Stollentruhe

Westfalen, 1500-1550

Eichenholz, Eisenbeschlag

Höhe: 73 cm
Breite: 182 cm
Tiefe: 66 cm Inv. Nr.: 3182

 

Die mit parallel geführten Eisenbändern beschlagene Truhe steht auf Frontstollen. Die Wände und der Boden sind einem, der Deckel aus zwei kräftigen Bohlenbrettern mit sorgfältig gehobelter Oberfläche gefertigt, untereinander stumpf gestoßen und gedübelt.. Innenseite links mit Beilade und Klappdeckel. Von den neun Deckelbändern sind drei zugleich Scharnierbänder, die auf der Rückseite bis zum Truhenboden geführt sind; das mittlere ist zudem auch Überwurfband für das zentral eingelassene, aufwendig gestaltete und funktionsfähige ‚Schmetterlingsschloß’.Die mit parallel geführten Eisenbändern beschlagene Truhe steht auf Frontstollen. 

Eisenbeschlag

Eine Besonderheit der vorgestellten Stollentruhe ist der reiche Bandbeschlag, der in seiner Kunstfertigkeit auf eine bereits im 15. Jahrhundert hochentwickelte Tradition der Eisenverarbeitung hinweist. Parallel angeordnete Eisenbänder, die in sechsblättrigen Rosettendekor enden, prägen das eindrucksvolle Erscheinungsbild dieses seltenen Möbels. Das Beschlagwerk mit Resten von einer ursprünglichen Verzinnung.

Der Beschlag dieser Truhe wurde vornehmlich nicht nach funktionalen Erfordernissen konstruiert, sondern diente der Dekoration und war vor allem Statussymbol. Denn Eisen war zu jener Zeit ein sehr kostbares Material. Das Prunkmöbel sollte den herausgehobenen Status seines Besitzers hervorheben. Derartige Stollentruhen wurden von hochgestellten Persönlichkeiten des Adels, des Klerus und des Stadtpatriziats in Auftrag gegeben.

Erhaltungszustand

der Truhe ist dem Alter entsprechend außerordentlich gut und zeichnet sich aus durch seine historische Patina. Die Stollen sind in ihrer Länge über die Jahrhunderte etwas gekürzt worden. 

Literatur

  • Baumeier, Stefan, Beschlagene Kisten; Die ältesten Truhen Westfalens, Essen, 2012.
  • Falke, Otto von, Deutsche Möbel des Mittelalters und der Renaissance, Stuttgart, 1924, plates 85, 86 and 87.
  • Kreisel, Heinrich, Die Kunst des deutschen Möbels, Von den Anfängen bis zum Hochbarock, München, 1968, Vol. I, plate 45, Sammlung Kurpfälzisches Museum, Heidelberg.
  • Stülpnagel, Karl Heinrich von, Die gotischen Truhen der Lüneburger Heideklöster, Cloppenburg, 2000.
  • Windisch-Graetz, Franz, Möbel Europas, Vol. I, Von der Romanik zur Spätgotik, München, 1982, Abb.: 146, Sammlung Germanisches Nationalmuseum, Nürnberg.