Bedeutender Armlehnstuhl

Sehr wahrscheinlich nach einem Entwurf von Karl Friedrich Schinkel (* 13. März 1781 in Neuruppin; † 9. Oktober 1841 in Berlin)

Berlin, 1830-1835

Palisander massiv und furniert, Einlegearbeiten aus Ahorn.

Höhe: 87 cm
Breite: 55 cm
Tiefe: 49 cm
Sitzhöhe: 48 cm  Inv. Nr.: 2891

Provenienz: Christian Karl Josias Freiherr von Bunsen (1791 Korbach - 1860 in Bonn).

Bei diesem eleganten Berliner Modell ist der englische Einfluß durch zeitgenössische Möbel der Regency-Periode unverkennbar, die diesen Entwurf befruchteten. Als Material wurde das sehr kostbare Palisanderholz verwendet, das in England zu dieser Zeit sehr modische ‚rosewood’.

Konkav schwingenden Armstützen über aus massivem Palisander vollplastisch geschnitzten Löwenköpften leiten über zu einem übergreifenden gebogenen Kopfbrett mit abgerundeten Ecken. Dieses ist, wie auch die konturierte Quersprosse mit für Schinkel-Entwürfe sehr typischen Einlegearbeiten in Form von Akroterien beziehungsweise Palmetten aus hellem Ahornholz geschmückt.

Die gesamte Gestaltung dieses Berliner Armlehnstuhls, wie auch die kostbare Ausführung, lassen eine Zuweisung an Schinkel als gerechtfertigt erscheinen. Hinzu kommt die Provenienz aus dem Nachlass des Christian Karl Josias Freiherr von Bunsen, einem bedeutenden preußischen Protagonisten, der mit Schinkel persönlich bekannt war.

Provenienz:

Auf der Innenseite der hinteren Stuhlzarge ist in blauer Kreide der Name des Auftraggebers „Bunsen“ vermerkt. Hierbei handelt es sich mit sehr hoher Wahrscheinlichkeit um Christian Karl Josias Freiherr von Bunsen (1791 Korbach - 1860 in Bonn).

Aus armen, bürgerlichen Verhältnissen stammend, besuchte der Sohn eines Offiziers im holländischen Dienst mehrere Bildungseinrichtungen, die ihn auf den diplomatischen Dienst vorbereiteten. Die wichtigsten Stationen seiner Laufbahn als Diplomat waren Rom, Bern und London. Ab 1816 versah Bunsen seinen Dienst in der preußischen Gesandtschaft in Rom. Zu seinen Hauptaufgaben gehörten die Verhandlungen mit der Kurie aus Veranlassung der Auseinandersetzung über die gemischten Ehen. Der Nachwelt in Erinnerung geblieben ist Christian Karl Josias Freiherr von Bunsen vor allem jedoch durch den von ihm erworbenen Palazzo Caffarelli auf dem römischen Kapitol, dem preußischen Gesandtschaftssitz, den er maßgeblich zu einem einzigartigen kulturellen Mittelpunkt gestaltete. Bunsen ist die Gründung des Archäologischen Instituts zu verdanken.

Bekannt geworden ist Bunsen auch durch seinen intensiven 1873 von Ranke herausgebrachten Briefwechsel mit Friedrich Wilhelm III., mit dem ihm eine langjährige Freundschaft verband. Dieser Freundschaft hatte Bunsen auch im Jahr 1841 seine Berufung zum preußischen Gesandten in London zu verdanken. Er entwickelte Vorstellungen über eine Zusammenarbeit des deutschen Protestantismus mit der anglikanischen Kirche. Bunsen ist als überaus kunstsinnig bekannt, denn schon 1828 hatte er dem König in einer Denkschrift ausführliche Vorschläge zur Ausstattung des Museums vorgelegt, für das er 1837 als möglicher Generalintendant vorgeschlagen wurde. Nach politischen Misserfolgen zog er sich 1854 ins Privatleben zurück und verfasste wissenschaftliche und publizistische Arbeiten, in denen er sich vorrangig gegen ultramontane Bestrebungen positionierte.