Bremer Bodenstanduhr

signiert: ’Johann Iacob Kirst. Bremen’

Bremen, um 1800

Mahagoni massiv und auf Eiche furniert, Birken massiv und furniert. Holz geschnitzt mit Lüsterfassung. Bronzebeschlag, gegossen und ziseliert. Bemaltes Zifferblatt. Ornamental durchbrochene, fein gearbeitete und Stahlzeiger.

Höhe: 245 cm
Breite: 53 cm Inv. Nr.: 2200

Provenienz: Landgut Heineken

Glattwandige Form auf Zargenfüßen. Quadratischer Sockel; die Front mit Rahmen- und Füllungsfurnier. Hoher, schmaler Pendelkasten mit abgeschrägten Seitenkanten furniert mit Birkenwurzel. Eine ebonisierte Raute wird flankiert von zwei Frauenköpfen mit einer Bronzefarbenen Lüsterfassung.

Über einem ausladenden mehrfach profiliertem Konsolgesims das Werk-Gehäuse mit Fronttür. Die Eckzwickel, eine obere Frieszone und die Seiten des Uhrkopfes mit ornamental ausgesägten Schallöffnungen, stoffhinterlegt. Das Werksgehäuse wird von Vollsäulen aus Birkenholz mit gegossenen Bronzekapitellen korinthischer Ordnung flankiert.

Den Abschluß bildet ein halbrunder Giebel mit einem aufgelegten Dekor aus einem geschnitzten Blattmotiv, flankiert von zwei plastischen Vasenbekrönungen. Hervorragender Originalzustand mit historischer Patina.

Das Werk

Das bemalte Zifferblatt mit römischen Stundenziffern I – XII und Punktminuterie sowie einer arabischen Vierstelstundeneinteilung 15, 30,45 und 60. Links vom Zentrum der Aufzugsvierkant für das Schlagwerk, rechts für das Gehwerk. Darüber die Signatur ‚Johann Iacob Kirst.’, unterhalb der Aufzugsvierkante die Ortsbezeichnung ‚Bremen’.

Hochrechteckiges, massives Messingwerk mit 4 mm starken, handgeschmiedeten Platinen, die mit vier gedrehten Säulen verbunden sind. Das Gehwerk arbeitet mit Hakenhemmung. Das Schlagwerk ist ein Rechenschlagwerk für Halbstunden- und Stundenschlag auf zwei Bronzeglocken. Zwei mit Messing ummantelte Bleigewichte werden mit Kurbel über Darmsaiten und Umlenkrollen aus Holz für acht Tage Gangdauer aufgezogen. Das schwere Pendel mit messingummantelter Linse.

Der Bremer Uhrmacher Johann Jacob Kirst. ist bisher in der Uhrenliteratur nicht bekannt und weitere Arbeiten dieses Uhrmachers haben sich scheinbar nicht erhalten. Es wäre für die Forschung interessant hier zukünftig weitere Recherchen anzustreben.

Provenienz

Erworben von Christian Abraham Heineken (1752-1818) für sein Landgut in Bremen-Oberneuland (Oberneulander Landstraße 151).

Hermann Post (1693–1762), bremischer Staatsarchivar, erwarb das ehemalige Vorwerk von seinem Schwiegervater, dem Bremer Bürgermeister Hermann von Line. Er verpachtete das Gut. Nach dem Tode von Post erbte 1762 sein Schwiegersohn Hofrat Dr. Albert Schumacher, zeitweise auch Gesandter in Kopenhagen, das Gut. Er nutzte es als Landsitz und ließ nach 1762 ein neues Gutshaus bauen. Nachbildungen von Statuen aus dem Schloss Fredensborg von der Insel Seeland in Dänemark kamen deshalb nach Oberneuland. Sie stellen die vier Elemente Feuer, Wasser, Luft und Erde dar.

Christian Abraham Heineken (1752–1818), Ratsherr und seit 1792 Bürgermeister, erbte das Gut 1782. Um diese Zeit (um 1790) wurde das heute noch erhaltene Hofmeierhaus erstellt. Heineken ließ einen Park um das Gutshaus anlegen; eine Vorliebe wohlhabender Bürgerfamilien für das Landleben, die in Form von Sommerwohnungen und Gartenarealen lebten. Bei der Anlage des 27 Hektar großen Parks wirkte Gottlieb Altmann mit, Planer auch von Ichons Park. Heinekens Park war zunächst ein französisch/holländischer Barockgarten mit Putten und kunstvoll geschnittenen Hecken. In der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts wurden daraus Teile zu einem romantisierenden Landschaftspark umgestaltet. Bemerkenswert ist das Heckenrondell, das schon um 1770 angelegt wurde.

Literatur

  • Herbert Schwarzwälder: Das Große Bremen-Lexikon. Edition Temmen, Bremen 2003
  • Axel Vos: Eingebettet in eine jahrhundertealte Kulturlandschaft: Landsitze in Oberneuland und Rockwinckel. In: Denkmalpflege in Bremen, Band 8. Edition Temmen, Bremen 2011.
  • Wilhelm Lührs: Heinekens Park. Zur Geschichte eines Vorwerks. In: Bremisches Jahrbuch 59, 1981, S. 17–56.