Paar Empire Hocker (Tabourets)

François-Honoré-Georges Jacob-Desmalter (1770-1841)

Paris, um 1815

Rüster (Ulme)

Höhe: 45 cm
Breite: 49 cm
Tiefe: 45 cm Inv. Nr.: 2152

Die Tabourets sind von leicht rechteckiger Form. Die geschwungenen Beine enden in vollplastisch skulptierten Löwentatzen (cuisse de chimère); eine H-Verstrebung verbindet und stabilisiert die Beine. Auf der Schmalseite haben die Beine einen oberen Abschluss in Form einer Rollvolute, die durch entsprechende Intarsien akzentuiert wird. Auf der Unterseite der Zarge jeweils mit Schlagstempel‚ „*IACOB“ für Jacob-Desmalter, so wie er von 1813-1825 benutzt worden ist.

Leben und Werk

François Honoré Georges Jacob, der nach den väterlichen Besitzungen in Burgund Jacob-Desmalter genannt wurde, war der Sohn des Ebenisten Georges Jacob. 1796 übernahm er gemeinsam mit seinem Bruder Georges Jacob II. das väterliche Unternehmen. Im nächsten Jahr erhielt er von Napoleon einen Auftrag für das Schlafzimmer im Hôtel der Rue Chantereine, eine Einrichtung in antiker Manier, deren Bett einem Zelt gleicht und deren Sitze die Form von Trommeln haben. Nach dem Tod seines Bruders Georges im Jahr 1803 gründete er mit seinem Vater, der wieder im Geschäft aktiv wurde, eine Gesellschaft unter dem Namen Jacob-Desmalter & Cie.

Nachdem François Honoré Georges Jacob zum kaiserlichen Ebenisten ernannt worden war und seine Fabrik von Napoleon selbst besucht worden war, stieg der Erfolg enorm an. Insgesamt gab es bis zu 800 Arbeiter in 15 verschiedene Werkstätten für Kunsttischlerei, Schnitzerei, Malerei, Vergoldung, Bronzearbeit, Textilien und Kunstschlosserei. Die Zeichnungen für die Möbel stammten von den Architekten Charles Percier und Pierre Fontaine, die Bronzearbeiten unter anderen von Philippe Thomire. Neben Bronzen wurde auch Porzellan und Wedgewoodplatten eingesetzt. Für Napoleon richtete Jacob die SchlösserMalmaison, Compiègne, St. Cloud, Fontainebleau und Versailles ein.

Auch ausländische Königshäuser wie Spanien, Preußen und England gehörten zu den Kunden der Jacobs. Es entstanden ausgefallene Möbel wie ein Schreibtisch in Form eines Triumphbogens oder Hocker mit Beinen in der Art von Tierleibern. Die Erzeugnisse von Jacob-Desmalter waren wie schon die des väterlichen Unternehmens maßgebend für die Entwicklung des Empire. Sowohl in der Proportion des Ganzen, als auch im Detail erreichte François Honoré Georges Jacob die höchste Qualität

Anmerkung

Im Rahmen der höfischen Etikette kam Tabourets im späten 17. und im 18. Jahrhundert eine wichtige Funktion zu. Am französischen Hof z.B. durften nur hohe Mitglieder des königlichen Hauses in Gegenwart des Monarchen oder seiner Gemahlin einen Stuhl ohne Armstützen benutzen, während die restlichen Familienmitglieder und Herzoginnen nur Anrecht auf ein Tabouret hatten. Die anderen Damen saßen auf Sitzkissen; Alle Herren mussten stehen. In Memoiren aus der Zeit Ludwigs XIV. liest man immer wieder von Intrigen um das Anrecht auf ein Tabouret. Im 19. Jahrhundert war die Etikette zwar nicht mehr so streng, doch blieben Hocker weiterhin als Sitzmöbel beliebt.

Ein in Form und Ausführung sehr ähnlicher Tabouret wurde von Jacob-Desmalter in einer Serie von 24 Stück im Jahr 1808 für die Ausstattung vom Palais des Tuileries (Galerie de Diane) geliefert (siehe Samoyault, Seite 179).

Literatur zum Vergleich

  • Ledoux-Lebard, Denise, Le mobilier français du XIXe siècle : 1795 - 1889. dictionnaire des ébénistes et des menuisiers, Édition de l’Amateur, Paris 1989.
  • Lefuel, Hector, François-Honoré-Georges Jacob-Desmalter: ébéniste de Napoléon Ier et de Louis XVIII, A. Morancé, Paris, 1925
  • Samoyault, Jean-Pierre, Mobilier Francais Consulat et Empire, Paris 2009.