Folge von vier Stühlen

Umkreis der Roentgen-Manufaktur

Neuwied, um 1793.

Kirschbaumholz massiv.

Höhe: 99 cm
Breite: 51 cm
Tiefe: 39 cm
Sitzhöhe: 45 cm Inv. Nr.: 1928

Provenienz: Privatsammlung Schweden, 1920er Jahre

Die Stühle im Design des Klassizismus sind wohl in der Manufaktur oder im unmittelbaren Umfeld des Ebenisten David Roentgen (1743-1807) in Neuwied entstanden. Sie wurden nicht in dem hier sonst üblichen Mahagoni ausgeführt, sondern in Kirschbaum gefertigt, wie es hin und wieder in der Roentgen-Werkstätte vorkommt, mit einem Dekor aus Scheibenrosetten, Kanneluren und Riefeln.

Roentgenstühle und Sessel aus dem späten 18. Jahrhundert, und zwar in streng klassizistischer Bauart, sind sehr selten. Der erst Ende der 1970er Jahre bekannt gewordene und bei Greber als Sitzmöbel der Roentgenwerkstatt veröffentlichte Armlehnstuhl, ist mit seinen engen stilistischen Beziehungen und charakteristischen Übereinstimmungen zu dem hier vorgestellten Stuhlsatz von beispielhafter Bedeutung. Die runden Beine sind nach unten konisch verjüngt und sorgfältig kanneliert; Auch die Stützen der Armlehnen mit ihren Riefelleisten und die Rückenlehne weisen die typischen Zierelemente der Neuwieder Manufaktur auf. Im Gegensatz zu seinen Vorläufern besteht dieser Armlehnstuhl ebenso aus unfurniertem, massivem Holz.

Der Stuhlsatz entspricht im Entwurf, Material und Ausführung einem Sessel aus Neuwied, der sich „ursprünglich auf Schloß Monrepos, der Sommerresidenz der Fürsten zu Wied befand“ , siehe Foto. Graf Johann Friedrich Alexander zu Wied-Neuwied ließ 1757-1762 das Lust- und Jagdschloß Mont Repos auf der Rheinhöhe über Neuwied errichten. Es wurde 1969 „niedergelegt“ Ein Stuhlfragment aus Nußbaum in vergleichbarer Formensprache wurde vor Jahren im Herrnhuter Viertel in Neuwied entdeckt.

Johannes Klinckerfuß

Die vier Stühle entsprechen in Holzauswahl, Verarbeitung und Maßverhältnissen dem im Jahr 2011 aufgetauchten Remy’schen Schreibsekretär von Johannes Kinckerfuß (1770-1831), einem der Hautschüler von David Roentgen. Der Ebenist war zwischen 1788/89 und 1793 in der bedeutenden deutschen Möbelmanufaktur in Neuwied tätig.