Empire Pendule

signiert: Galle, rue Vivienne à Paris

Paris, um 1805

Bronze gegossen, ziseliert und feuervergoldet, Emailzifferblatt, Marmorsockel.

Höhe: 60 cm
Breite: 50 cm
Tiefe: 15 cm Inv. Nr.: 1130

Provenienz: Privatsammlung Eltville, Villa Hardt

Der Bronzier Claude Galle (1759 – 1815)

wird 1786 Meister, lässt sich ab 1805 in der Rue Vivienne n° 60 nieder und „blieb weiterhin der Bronzier, der bei weitem die zahlreichsten Aufträge des kaiserlichen ‚Garde-Meuble’ erhielt“ (Ottomeyer, Seite 704-709); er zählt neben Thomire zur Avantgarde der großen Pariser Bronzewerkstätten.

Pendulenwerk. Gewölbtes, facettiertes Glas. Emailzifferblatt mit römischen Stundenziffern I-XII und arabischer Viertelstunden-Minuterie, 15-60. Hakenhemmung. Schlossscheiben-Schlagwerk für Halbstunden- und Stundenschlag auf Bronzeglocke. Schlüsselaufzug für fast vier Wochen Gangdauer. Triebe mit spiegelpolierten Facetten; polierte und gebläute Stahlschrauben. Fadenaufhängung des Messingpendels. Feinjustierung durch Stahlvierkant im Zifferblatt über der XII.

Auf der Rückseite (contre-émail) des Zifferblatts hat sich ein zeitgenössisches Klebeetikett erhalten, das die Autorschaft des Emailleurs Henri-François Dubuisson (aktiv 1769-1823), Paris, benennt: „Dubuisson, Emailleur, Rue de la Calandre, vis a vis celle, St. Eloy No. 17.“

Abschied Hektors von Andromache

Das Sujet folgt der Ilias und zeigt den Abschied des trojanischen Heerführers von Frau und Kind; Hektor fällt im Kampf. Die seitlichen Sockelreliefs sind Allegorien der ehelichen Liebe und Treue. Im Mittelrelief fordert Hektor seinen Bruder Paris auf, die Vaterstadt zu verteidigen. Doch Paris, dessen Rüstung ungenutzt zu seinen Füßen liegt, sitzt zaudernd gebeugt und kann sich von Helena und dem prunkvoll eingerichteten Palast nicht trennen. Die Komposition des Reliefs fokussiert den Gegensatz zwischen Paris, den Homer als schönen, aber verweichlichten Mann beschreibt, und dem heldenhaften Hektor, der sich für seine Stadt opfert, ohne auf seine persönlich-emotionalen Gefühle Rücksicht zu nehmen.

Die skulpturalen Figuren und Ornamente dieser Bronzearbeit zeichnen sich aus durch eine sorgfältige Ziselierung; sie interpretiert die Oberflächen und Details der verschiedenen in feuervergoldeter Bronze ausgeführten Szenerien; die virtuose Bearbeitung der Oberflächen setzt polierte Partien gegen ziselierte Bereiche ab, um eine nuancenreiche Durchbildung der Licht- und Schattenpartien zu erreichen.

Würdigung

Die seltene und bedeutende Pendule repräsentiert die auf höchstem Rang der Meisterschaft ausgeführten kunsthandwerklichen Techniken, die sich mit dem bildhauerischen Können der Komposition harmonisch verbinden. Dieses Meisterwerk europäischer Bronzekunst ist publiziert bei:

  • Ottomeyer-Pröschel, Vergoldete Bronzen, Die Bronzearbeiten des Spätbarock und Klassizismus, München, 1986, Abb.: 5.13.3, Seite 366-367.
  • Heuer-Maurice, Europäische Pendeluhren, München, 1988, Abbildung: 142.
  • Elke Niehüser, Die Französische Bronzeuhr, München, 1997, Abbildung Seite 66.