Kommode

Werkstatt von Georg Ignaz Arnd (1763 - 1827) Hofschreiner in Fulda

Fulda, um 1790

Nußbaum, Nußbaummaser, Mooreiche, Eibe, Buchsbaum, Ahorn, Pappelmaser furniert auf Eiche, Kirschbaum und Nadelholz. Messing Beschläge, Eisenschlösser

Höhe: 82 cm
Breite: 122,5 cm
Tiefe: 60 Inv. Nr.: 3437

Möbel der Fuldaer Hofschreiner Arnd, die über fünf Generationen, 166 Jahre ohne Unterbrechung (1726-1892) in Fulda gewirkt haben, geben eindrucksvoll Zeugnis über die Entwicklung des deutschen Möbels in den kleineren Residenzstädten. Dort, wo Veränderungen der Mode und des guten Geschmacks oft verspätet verbreitet wurden, hat sich ein Stil durch verlängerte Anwendungszeiten meist stärker ausgeprägt als in den schnelllebigen Metropolen. Ein Beispiel gibt die hier vorgestellte Kommode. Auf den ersten Blick fällt die reiche Dekoration mit Marketerien und Intarsien an allen Bauteilen der Kommode ins Auge. Sogar fast unsichtbare Flächen, wie die hinteren Beine, besitzen Marketerien. Ordnung, Maß und Proportion sind bei Konstruktion und Dekoration in exzellenter Weise miteinander in Harmonie gebracht worden. Die

Auswahl der Furnierbilder, der Holzarten sowie der Beschläge werden hohen Ansprüchen an Qualität, Schönheit und Ausdruck gerecht. Das Möbel besitzt keinen einzigen Schwundriss; Eiche als Blindholz und die sehr aufwendigen Eisenschlösser verweisen auf eine Auswahl der bestmöglichen Materialien.

Die Konstruktion der Stollenbauweise ist für Georg Ignaz Arnd an zwei von ihm signierten Möbeln nachzuweisen: Pultsekretär im Landesmuseum Kassel und Schreibtisch im Vonderau-Museum Fulda. Die verwendeten Blindhölzer und Furniere entsprechen ebenso der bekannten Arbeitsweise. Die Vorderansicht der Kommode wird seitlich von den beiden Lisenen begrenzt, in die schmale Bänder aus Ahorn und Mooreiche eingelegt sind.Die untere Zarge zeigt einen senkrechten Furnierverlauf mit Einlagen in Buchsbaum, die noch Reste einer Brandschattierung zeigen. Die Oberkante der Zarge hat eine eingelegte Holzbordüre, schräg verlaufend, schwarzweiß, im Wechsel aus Ahorn und Mooreiche. Die vier kurzen Möbelfüße, die sich nach unten verjüngen, tragen an den Kanten die gleiche Bordüre sowie in der Mitte eine weitere schwarzweiß Einlage, die nach unten spitz zuläuft.

Alle drei großen, in der Front geraden Schubkästen besitzen die gleiche Flächengliederung. Arnd hat den Schubkasten in drei Felder auf-geteilt. Die beiden äußeren Felder sind gleich groß, das mittlere Feld ist etwas kleiner. Alle Felder besitzen dennoch die gleiche Rahmung: ein Fries aus schräggestellten (45°) Nussbaumfurnieren. Die Füllungen der Außenfelder sind aus Nussbaumfurnier, das Innenfeld aus Pappel-maserfurnier. Sie sind umgeben von einem Band aus Mooreiche mit seitlichen Fäden aus Ahorn. Unterhalb der Platte verläuft, leicht zurück-versetzt, eine Leiste mit senkrechten Furnieren in Nussbaum und dünnen Linien in Mooreiche.Die Aufsicht der Platte verrät durch das zentrale Queroval mit breitem Fries und Spiegel den immer noch vorhandenen Zugriff auf die Formen des Louis-Seize Stils. Die Plattenansicht verdeutlicht, wie das natürlich gewachsene Holz mit seiner Maserung als dekoratives Element von Arnd bewusst eingesetzt wird.

Schon ein Vorgriff auf das später folgende Biedermeier? Der breite, umlaufende Fries aus schräggestelltem Nussbaumfurnier (45°) bildet den äußeren Rahmen. Dann folgt die Bandeinlage, die sich in den Ecken zu einem Quadrat überschneidet. Daran schließt sich ein zweiter, entgegengesetzter Fries aus schräggestelltem Nussbaumfurnier mit einer weiteren schwarzweißen Bordüre an. Die Seiten sind mit einem Fries aus schräggestelltem Nussbaumfurnier und einer Füllung aus senkrecht laufendem Nussbaum dekoriert. Beide Flächen werden durch eine Bandeinlage, die in den Ecken eingerückt ist, voneinander getrennt. Durch eine gezielte Auswahl von unterschiedlichen Maserungen mehrerer Nussbaumsorten entsteht eine abwechslungsreiche Flächengestaltung.

Die gekonnte Ausrichtung der Furnierbilder (entgegengesetzt) und die spiegelbildliche Anordnung erzeugen eine klare Spannung. Das aus altem Fuldaer Familienbesitz stammende Möbel ist dank seines Erbauers und der führsorglichen Pflege seiner Eigentümer, ein kaum gealtertes Möbel. Die Zuschreibung an Georg Ignaz Arnd kann auf Grund der qualitätvollen Ausführung, der ablesbaren Handschrift seiner Werkstatt, sowie der lückenlosen Fuldaer Provenienz belegt werden. Es gibt trotz der vielen Gebrauchsspuren keine Schwundrisse im Massivholz; eine Tatsache, die auch bei seinen anderen Möbeln festzustellen ist.