Rokoko-Konsoltisch

des Kurfürsten Carl Theodor von der Pfalz

Frankenthal, um 1762-1767

Linde geschnitz, weiß gefasst und teilvergoldet, Porzellanplastik der Manufaktur Frankenthal. Marmorplatte

Höhe: 84 cm
Breite: 99 cm
Tiefe: 52 cm Inv. Nr.: 1915

Provenienz: wohl Schloß Oggersheim

Trapezförmiger Grundriß mit geschweift ausgeschnittenen Zargen. Diagonal gestellte S-förmig geschwungene Beine auf volutenförmig eingerollten Füßen mit Rocaillen und Blumenranken umschlungen. Oben leiten die mit großen eingetieften Muscheln als Eckmotiv akzentuierten Beine in konvexem Schwung in die geschweiften Zargen über. Die im konkaven Gegenschwung abgesetzten Kniestücke werden durch einen Fußsteg verbunden. Eine prächtige, à-jour geschnitzte Kartusche füllt mit ihrem reichen Dekor aus durchbrochenen Rocaillen und Blattwedeln den Raum zwischen den einschwingenden Füßen und zitiert in charakteristischer Weise die Formensprache der Frankenthaler Porzellanplastik.

Der Konsoltisch mit seiner virtuosen Bildhauerkunst ist das Meisterwerk eines Hofbildhauers. Er ist trotz seiner Ornamentfülle symmetrisch gegliedert und somit einer gemäßigten Phase des Rokoko zuzuordnen. Die Wandkonsole ordnet sich ein in die kleine Anzahl der überlieferten, im Stil verwandten Konsolen kurpfälzischer Hofbildhauer.

Ein absolutes Alleinstellungsmerkmal aber ist die Entwicklung der Frankenthaler Porzellanplastik und deren Einbeziehung in die skulpturale Auszier des Konsoltisches. Mit der harmonischen Abstimmung aller formalen Details ist ein Gesamtkunstwerk von höchstem Rang entstanden.

Die Porzellanplastik

Die in Armbrustform (‚en arbalête’) geschweifte Zargenfront des Konsoltisches ist vollständig bekleidet durch eine mit Gold staffierten Porzellanplastik der Manufaktur Frankenthal (1755-1795); diese wird gebildet aus einer zentralen Kartusche mit den ligierten Initialen „CT“, mit dem bekrönenden vollplastisch modellierten Kurhut und flankierenden Rocaillen mit eingebundenen vollplastischen Knospen und Blüten. Die Unterseite der Porzellanplastik ist durch Brandstege aufgeteilt in acht regelmäßige, mit Glasur versehene Kompartimente. Höhe: 15-23,5 cm, Breite: 58,5 cm, Tiefe: 1-10 cm, Gewicht: 2000 Gramm.

Datierung

Am 8. Februar 1762 wurde die von Hannong 1755 gegründete Porcelain-Fabrik Frankenthal von Se. Kurfürstlichen Durchlaucht übernommen. Den neuen Status kennzeichnet die nun eingeführte Manufakturmarke, das Monogramm des Kurfürsten Carl Theodor unter dem Kurhut.

Der Gedanke liegt nahe, daß die Manufaktur aus diesem Anlaß den Konsoltisch mit Porzellanplastik entwickelt hat, um mit dieser Schöpfung ihrem großen Förderer Carl Theodor zu huldigen. Der Konsoltisch hatte aufgrund seiner Konzeption und Qualität Vorbildfunktion und war als ‚Mobiliar-Ausstattung’ des Oggersheimer Schlosses in besonderer Weise mit der Geschichte des Regentenhauses verbunden.

Würdigung

Der hier vorgestellte Konsoltisch mit integraler Frankenthaler Porzellanplastik ist wohl der einzig erhaltene seiner Art. Es ist bislang auch nicht bekannt, daß sich eine weitere Ausformung der Porzellanplastik mit ‚CT’- Monogramm erhalten hätte. Durch das Monogramm des Kurfürsten Carl Theodor von der Pfalz können wir die direkte Zugehörigkeit des Konsoltisches zu den kurpfälzischen Schlossmobilien belegen.

Das Zusammenspiel und die präzise Abstimmung zwischen der virtuosen Kunst eines Modelleurs der Frankenthaler Manufaktur und der Meisterleistung eines kurpfälzischen Hofbildhauers ist beispiellos. Das passgenaue und schlüssige Ineinandergreifen von Form und Ornament, zwischen Bildhauerarbeit und Porzellanplastik, läßt auf eine Auftragsarbeit schließen, für die Ausstattung eines Raumes im Oggersheimer Schloß, in der Zeit um 1767.

Aufgrund der kunsthandwerklichen Ausarbeitung kann es ausgeschlossen werden, dass die Porzellanplastik lediglich als „Fragment“ überliefert war und in der Folgezeit quasi als eingefügte Dekoration des jetzt entdeckten Konsoltisches Verwendung gefunden hätte. Denn die Merkmale der auf höchstem Rang der Meisterschaft ausgeführten kunsthandwerklichen Techniken verbinden sich mit dem Einfallsreichtum und dem bildhauerischen Können der Komposition dieses durch seine Qualität hochbedeutenden Objektes; einer Kostbarkeit, zu der keine Beispiele aus der Kurpfalz bekannt sind.