Batholomäus Eggers, zugeschrieben

Zwei Marmorreliefs

Antwerpen oder Amsterdam, 3. Viertel 17. Jahrhundert

Marmor

Höhe jeweils: 76 cm
Breite jeweils: 50 cm Inv. Nr.: 1462

Bartholomäus Eggers

Bildhauer, Amsterdam, (1637–1692), Meister der holländischen Barockskulptur, wird 1646 erstmals als Schüler des Pieter Verbruggen (1609-1686) in Antwerpen erwähnt und darf als Nachfolger des Rombout Verhulst (1624-1698) gelten. Arbeitet im Haag, in Antwerpen und Amsterdam. Mitarbeit am plastischen Schmuck des Rathauses in Amsterdam unter Artus Quellinus von 1650 bis 1669. Von Eggers führen seit den sechziger Jahren Beziehungen zum Brandenburger Hof, an den er für die Ausstattung im Berliner Schloß Marmor-Statuen und sechs großformatige Marmor-Bildwerke liefert.

Archimedes mit dem Hohlspiegel.

Abschied des Aeneas von Dido.

Die beiden Reliefs wurden 1952 auf der ersten Nachkriegs-Versteigerung des Kunstauktionshauses Lempertz angeboten (siehe unten), bei der die Kunstsammlung von Hubert Wilm, München, versteigert wurde; Die Reliefs blieben jedoch unverkauft im Besitz der Familie Wilm und gelangten erst vor einiger Zeit in den Kunsthandel.

Der Kunsthistoriker und Autor Wilm hatte um 1910 mit dem Sammeln von romanischen und gotischen Plastiken begonnen, später kam die Barockplastik hinzu. 1931 erschien ein Katalog, der die Sammlung als eine der bedeutendsten in Deutschland beschrieb. Heute sind viele der Werke aus der Sammlung Wilm in bedeutenden Museen zu finden.

Ohne Zweifel sind die Marmorreliefs im Bereich der niederländischen Bildhauerkunst des 17. Jahrhunderts anzusiedeln. Solange es keinen anderen Vorschlag gibt, erscheint es sinnvoll, die offenbar von Wilm vorgenommene Zuschreibung an den niederländischen Bildhauer Bartholomäus Eggers beizubehalten.

Es handelt sich bei den in Rede stehenden Marmorarbeiten um ausgesprochen ausgewogene Reliefkompositionen. So ist an den Reliefs z.B. die Abstufung der Plastizität von den dreiviertelplastischen Hauptfiguren zu den flacheren Begleitfiguren und zum ganz fein angegebenen Hintergrund ähnlich wie bei einzelnen Beispielen im Amsterdamer Rathaus, auch die Ausprägung der perspektivischen Architekturdarstellung. Dies trägt sicher zur Klarheit der vielfigurigen Szenen mit ihren ausdrucksstarken Figuren bei.

Die Freude am Detail wie dem Rüstungsschmuck des Aeneas kann als Vorform für die spätere höchst qualitätvolle Detailbehandlung zum Beispiel am Brustbildnis des Johann Maurits von Nassau-Siegen angesehen werden, das Eggers um 1664 ausführte. Die Hintergrunddetails sind sicher aus gestalterischen Gründen nicht bis zum letzten Schritt ausgearbeitet. Andererseits wirken manche Details, wie die Sandalen, einfach. Auch gibt es kleine Ungelenkheiten, wie der Arm des Putto, der den Hohlspiegel hält. Spätere, Eggers zugeschriebene Putti, wie die Prudentia im Historischen Museum Amsterdam, oder Minerva im Schloss Gottorf in Schleswig-Holstein, haben trotz größerer Perfektion dieselbe Urwüchsigkeit.

Eggers war ein bedeutender Bildhauer des niederländischen Barock im 17. Jahrhundert. Die an den Reliefs zu beobachtende kraftvolle, herbe Formensprache gehört in diese Epoche und ist in ihrer Art auch für andere Werke von Bartholomäus Eggers charakteristisch. Die Beobachtungen stützen im Zusammenhang mit der späteren Entwicklung des Werkes die Möglichkeit, dass es sich um ein Frühwerk von Eggers handeln könnte, wenn auch die von Wilm übernommene Datierung im Lempertz Katalog von 1952 in das Jahr 1650 sehr früh erscheint.

Zu Überlegungen nach der Provenienz zitieren wir Professor Peter-Michael Hahn, Universität Potsdam, Historisches Institut der Philosophischen Fakultät: „Kunst dieser Qualität ist nur auf Bestellung angefertigt worden. Wegen der hohen Kosten ist im Gegensatz zu Gemälden keine Produktion für den Markt zu vermuten. Was nun die Reliefs anlangt, so ist folgendes zu erwägen: In den Schlössern des nördlichen Deutschland, selbst der Fürsten, wurden solche wertvollen Stücke aus massivem Marmor in dieser Zeit so gut wie nicht verwandt. Dies gilt auch für Schweden. Stattdessen beschränkte man sich auf aufwendige Stuckreliefs.

Im Übrigen ist noch in Betracht zu ziehen, ob diese Werke nicht aus einem gänzlich untergegangenen Schloß stammen könnten. Auch in diesem Fall kommen nur wenige Objekte in Betracht, welche u.U. einst eine kostbare, aus den Niederlanden gefertigte Einrichtung enthalten haben mögen. Neben Oranienburg ist nur noch das bereits im 18. Jahrhundert niedergerissene Schloß Altlandsberg bei Berlin des Otto von Schwerin, welches um 1660 entstanden ist, zu nennen. Zeitlich träfe dies sehr gut zusammen, allerdings besitzen wir keine genauen Hinweise auf dessen wandfeste Ausstattung.“