Vornehmste Tischlerarbeiten aus Leipzig


F. G. Hoffmann – Hoftischler und Unternehmer

Ausstellung 29.11.2014 – 12.04.2015 im Grassi Museum Leipzig

Im Fokus der Sonderausstellung „Vornehmste Tischlerarbeiten aus Leipzig.
F. G. Hoffmann – Hoftischler und Unternehmer" steht die überraschend vielfältige
Möbelproduktion des Leipziger Kunsttischlers Friedrich Gottlob Hoffmann
(1741–1806). Hoffmann gab als erster im deutschsprachigen Raum
zwei mit Abbildungen seiner Möbel versehene Warenkataloge heraus. Anhand
dieser Kataloge konnten die Möbel nach Nummern bestellt werden.
Die jetzt im GRASSI Museum für Angewandte Kunst präsentierte Ausstellung
lässt die Wohnkultur der Zeit sinnlich erfahrbar werden.
In der Ausstellung werden rund 80 Möbel gezeigt, die Hoffmann zugeschrieben
werden: Schreibsekretäre, Wasch- und Toilettentische mit Nachtstuhl
und Bidet, Kommoden, Stühle und elegante Sofas, Tische und Schränke.
Ein großer Teil der Exponate befindet sich in Privatbesitz und war bisher
noch nie öffentlich zugänglich. Hoffmann ließ seine Möbel zu Beginn seiner
Laufbahn über den berühmten Leipziger Kunsthändler Carl Christian Heinrich
Rost (1742–1798) vertreiben. Rost war zweifellos der bedeutendste Vertreter
seines Gewerbes und des neuen klassizistischen Stils in Leipzig. Zahlreiche
Exponate zeigen, welche Luxusgüter in der „Rostischen Kunsthandlung"
angeboten wurden: Wedgwood-Keramik, Figuren aus Meissener Biskuit-
Porzellan, Gipsfiguren und Büsten, wissenschaftliche Instrumente, Korkmodelle
antiker Bauwerke und vieles mehr.

Friedrich Gottlob Hoffmann

F. G. Hoffmann betrat mit der Herausgabe von zwei in den Jahren 1789 und 1795
erschienenen bebilderten Warenkatalogen – Vorläufern unserer heutigen Versandkataloge
– unternehmerisches Neuland und sicherte damit die weite Verbreitung seiner
Möbel. Hoffmann bot für die unterschiedlichen Bedürfnisse seiner bürgerlichen wie
höfischen Kunden individuell zugeschnittene Möbel je nach Material und Ausführung
in verschiedenen Preiskategorien an. Beeindruckend sind seine von verblüffender
Wandelbarkeit gekennzeichneten „Multifunktionsmöbel".

Während der dreimal im Jahr stattfindenden Messen in Leipzig bot Hoffmann einem
internationalen Publikum seine Möbel an und verkaufte sie in großem Umfang. Zudem
nutzte er die schon vorhandenen publizistischen Möglichkeiten, um seine Waren
einem möglichst großen Kundenkreis bekannt zu machen. Seine Produkte wurden
immer wieder im „Journal des Luxus und der Moden“, das seit 1786 von Friedrich
Justin Bertuch in Weimar herausgegeben wurde und sich größter Popularität erfreute,
lobend besprochen. Auf diese Weise empfahl er sich parallel zu seinen beiden Warenkatalogen
und dem vielfältigen Angebot in seinem Verkaufsgewölbe großen Käuferkreisen
und sorgte so für ein florierendes Geschäft.


Zusammenarbeit mit dem Leipziger Kunsthändler Rost

Seit Anfang der 1780er Jahre war Hoffmann der Hauptlieferant von Möbeln für die
„Rostische Kunsthandlung“. Durch den Vertrieb über Rost hatten seine Möbel schon
frühzeitig Verbreitung auch außerhalb Sachsens gefunden. Ganz der Mode der Zeit
folgend, ließ sich Hoffmann von französischen, vor allem aber englischen Möbeln, die
er bei Rost oder in Vorlagewerken gesehen hatte, inspirieren.

Messestadt Leipzig

Die pulsierende Universitäts- und Messestadt Leipzig mit ihrem starken Literaturund
Verlegerpotential bot für Hoffmann einen nicht zu unterschätzenden wirtschaftlichen
Standortvorteil. Hoffmann war hier in der Lage, seine Waren in der Stadt
selbst oder von hier aus direkt verkaufen zu können. Seit 1777 präsentierte er seine
Waren in einem als Wohnhaus und Werkstatt genutzten Gebäude am Alten Neumarkt
am Paulinum. Zudem bot er sie zwischen 1787 und 1792 während der Messen in seinem
Verkaufsgewölbe im Hohmannschen Hof in der Peterstraße an, einer der ersten
Adressen in Leipzig.

Jahrelange umfangreiche Forschungen der beiden Hoffmann-Spezialisten Michael
Sulzbacher und Peter Atzig zu Lebenswerk und Schaffen des wichtigsten Kursächsischen
Hoftischlers der Zeit haben grundlegend neue Erkenntnisse ans Licht gebracht,
die das bisher sehr lückenhafte und allgemeine Wissen fundieren und bereichern.
Es gelang, die Biographie Hoffmanns zu rekonstruieren und Kriterien für eine
Zuschreibung von Möbeln an Hoffmann zu entwickeln. Damit wird Friedrich Gottlob
Hoffmann nun neben den bekannten Abraham und David Roentgen als einer der
wichtigsten Möbelhersteller des Frühklassizismus in Deutschland fassbar.